Erfolgsgeschichten

And the Oscar goes to: Gerd Nefzer aus Schwäbisch Hall

Eigentlich sollte Gerd Nefzer seinem Schwiegervater nur für drei Monate bei einem Film aushelfen. Heute ist er Oscarpreisträger für „Special Effects“ und mit Hollywoodgrößen wie Harrison Ford per Du.

„Das ist ein totaler Gänsehautmoment – nach wie vor“, antwortet Gerd Nefzer auf die Oscarverleihung 2018 angesprochen. Zu recht: Die größte Auszeichnung der Filmbranche wandert schließlich äußerst selten über den großen Teich. Davon zu träumen, hätte Nefzer nie gewagt.

1965 in Schwäbisch Hall als Gerd Feuchter geboren, wächst er sehr bodenständig im drei Kilometer entfernten Dorf Tullau auf. Nach der Schule folgt die Ausbildung zum Landwirt und Agrartechniker. 

Dann kommt die Liebe in sein Leben – und mit ihr eine berufliche Veränderung. Schwiegervater Karl Nefzer leitet in Schwäbisch Hall einen Verleih für Filmautos und Requisiten. Bei einer Produktion kann er Hilfe gebrauchen, da kommt der handwerklich geschickte Partner seiner Tochter gerade recht.

Gerd Nefzer gefällt die Filmbranche.  So gut, dass er 1980 ins Familienunternehmen einsteigt und mit Schwager Uli die Special-Effects-Sparte erfolgreich ausbaut. Heute gibt es die Nefzer Special Effects GmbH in Schwäbisch Hall und die Nefzer Babelsberg GmbH in den Filmstudios Babelsberg. 

Der Weg dahin gepflastert mit viel Fleißarbeit, Ausprobieren, Verwerfen, Umdenken. Dabei helfen Gerd Nefzer seine technische Ausbildung sowie frühere Reparaturarbeiten mit dem Großvater sehr. Ebenso wie die „schwäbische Sparsamkeit“, die in ihm steckt: Für den Film Blade Runner 2049, für den er den Oscar erhielt, verzichtet er auf 700.000 Euro teure Wellenmaschinen und erzeugt die Wogen stattdessen mithilfe von Abrissbaggern in einem 500-Liter-Gastank vom Schrottplatz. 

So viel Cleverness gefällt. Nicht nur in Hollywood. Auch bei deutschen, französischen, englischen und indischen Filmprojekten sind Wetterphänomene, Explosionen und „Breakaway“-Tricks à la Nefzer seit Jahren gefragt. Klar, dass er daher viel auf Reisen ist. Aber sein Ruhepol ist Hohenlohe. „Diese Glitzer- und Scheinwelt ist nichts, was ich jeden Tag haben müsste“, sagt er selbst und freut sich, wenn einer bei der Filmvorführung in Schwäbisch Hall stolz „Mein Nachbar!“ ruft.